Als Dorothy Howard-Fielding und ihr Mann den kleinen Gerichtssaal betreten, lassen sie eine große Traube von Journalisten zurück, die sich um die Tür drängen. In dem von dunklen Holzmöbeln beherrschten Raum sitzen bereits mehrere Grüppchen: prominent ganz vorne thront Charles Junior am Gang, hinter ihm haben vier Anwälte Papiere und Computer ausgebreitet. Etwas scheu an der Innenwand, schräg hinter Charles Junior und den Anwälten sitzt Claire Howard ganz allein. Auf der Fenster-Seite, in der Mitte zwischen Gang und Fenster, sitzen Elizabeth Ames in schwarzem Kostüm und Esther Howard in Kleid, Hut, Handschuhen und Sonnenbrille, alles in Schwarz. Am Richtertisch sitzt bereits eine zerbrechlich wirkende, weiße Dame um die vierzig, flankiert von einem bulligen Schwarzen und einem schlaksigen Latino, beide wohl Teil des Gerichts. Auf dem Zeugenstand hat ein Mann mit grauem Haarkranz und faltigem, braun gebranntem Gesicht in Anzug und Fliege Papiere ausgebreitet und sieht nun auf. Seine Worte sind kaum zu verstehen, doch die Richterin sagt nun in ihr Mikrofon: „Wir scheinen komplett zu sein. Wir hätten regulär vor zehn Minuten begonnen, also erteile ich nun das Wort an Mr. Aldred.“ Die Stimme des alten Mannes ist nun gut zu hören, da das Mikrofon des Zeugenstandes nun eingeschaltet ist. Zuerst räuspert er sich, dann beginnt er: „Sehr geehrte Familie Howard, meine Damen und Herren…“ Er unterbricht sich, als die Tür sich noch einmal öffnet. Nicolas Howard huscht herein, zweimal leuchtet das Blitzlicht einer Kamera durch den Türspalt, bevor die Tür wieder ins Schloss fällt und Nick Howard in der letzten Reihe platz nimmt. Der Notar fährt fort: „Ich habe sehr lange für Charles Benjamin Howard gearbeitet. Es erfüllt mich mit Trauer, die letzte Pflicht für einen großen Mann mit Idealen erfüllen zu müssen: Die Regelung seines Nachlasses. Nun.“ Er räuspert sich noch einmal, dann beginnt er zu lesen: „Letzter Wille von Charles Benjamin Howard. Im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte lege ich fest, dass eine Hälfte meines Vermögens, namentlich der Anteile an Howard Industries sowie des in Wertpapieren und Devisen angelegten Kapitals zu jeweils gleichen Teilen an die Stiftung ‚The Bay‘ zugunsten des Umweltschutzes und die Stiftung ‚Charles B. Howard‘ zugunsten bedürftiger Kinder aus zerrütteten Familien gehen wird. Ich bin mir explizit darüber bewusst, dass damit ‚The Bay‘ und ‚Charles B. Howard‘ gemeinsam eine Mehrheit an ‚Howard Industries‘ erhalten. Alle Wohnimmobilien, die nicht explizit der Eigennutzung durch mich und meine Familie zugeordnet sind, gehen in den Besitz der Stiftung ‚Charles B. Howard‘ über.“ Dorothy Howard-Fieldings Gesichtsfarbe wechselt von rosig zu bleich und zunehmend rot-fleckig über diese Rede, Charles Junior wirkt wie erstarrt. Die Anwälte wälzen Papiere, während Ames wenige Worte auf ihren Block notiert, aber ansonsten völlig ruhig bleibt. Esther starrt durch ihre Sonnenbrille angestrengt aus dem Fenster hinaus in den blauen Himmel. Der Notar fährt fort: „Die zweite Hälfte der Anteile, Wertpapiere, Devisen und des Barvermögens geht zu fünf gleichen Teilen an meine Kinder Dorothy, Charles Junior und Claire, meinen Bruder Nicolas und meine Ehefrau Esther.“ Trotz beruhigender Worte, die Senator Fielding an seine Frau Dorothy richtet, scheint diese kurz davor zu sein, eine Wutrede zu halten, während der Notar eine lange Liste von Immobilien vorliest, die damit auf Nicolas, Dorothy, Charles Junior und Claire verteilt werden. Zuletzt nennt der Notar den mageren Rest: Die karge Stadtwohnung in Oakland, eine Penthouse-Wohnung in Honolulu und das Howard-Anwesen im Osten der Insel Oahu sollen an Esther Goldstein-Howard gehen. Als der Notar mit Charles B. Howards Worten schließt, er hoffe, jeder sei so nach seinen Bedürfnissen bedient, wird es etwas lauter im Saal. Dorothy Howard-Fielding zetert über die Gier von Esther, die auch noch bedient werde, Charles Junior berät sich lautstark mit seinen Anwälten über eine Anfechtung des Testaments, während Esther heftig schluchzt. Noch bevor Esther von Elizabeth Ames gestützt den Saal fluchtartig verlässt, steht Nick Howard auf und geht. Ames muss Esther den Weg durch die Journalisten bahnen, doch zu einem Kommentar ist diese ohnehin nicht fähig.
Im Auto schnallt Ames Esther an, streicht ihr über die Wange und überlässt sie dann sich selbst, um auf dem Smartphone Nachrichten zu schauen. Dorothy Howard-Fielding verkündet in die Kameras, man werde das Testament nur aus Respekt vor Charles B. Howard nicht sofort anfechten, Claire wird damit zitiert, dass die Verteilung doch gar nicht so schlecht für die Howards ausgefallen sei. Mit diesen Worten ihrer jüngeren Halbschwester konfrontiert, überbieten sich Charles Junior und Dorothy mit Äußerungen, es gehe schließlich um das Vermächtnis eines großen Selfmade-Milliardärs und nicht um eine Verteilung nach Sympathie. Ames schnaubt und schließt die Nachrichten-App: „Hätte er’s nach Sympathie vergeben, dann hätte er’s zwischen Claire und Dir aufgeteilt, Esther, vielleicht noch Nick bedacht.“ Doch Esther antwortet nicht. Als sie neben Ames die Treppe zur Wohnung hinaufsteigt, fragt sie leise: „So viele Nachrichten über das Testament. Nichts über den Brand?“ Ames antwortet, der Brand sei thematisiert worden, aber ein eher abgelegenes, vermeintlich unbedeutendes Gebäude auf dem Gelände der Firma sei nun einmal nicht so spannend, zumal der wirkliche Schaden auch aufgrund von Geheimhaltungsklauseln nicht in den Medien auftauchen dürfe. Oben in der Wohnung wartet Benitez bereits auf die Anwältin und ihre Chefin. Rasch waschen die beiden Frauen Esther die Tränenspuren aus dem Gesicht und kleiden sie in enge Jeans, die neuen Wildlederstiefel, die sie an Sally Marsh gesehen hatte, und einen Pullover. Während Benitez das Kleid in Esthers Koffer verstaut, bringt Ames Esther bereits nach unten. Gemeinsam fahren sie im Taxi über die Bay Bridge und dann zum Flughafen San Francisco. Benitez und Ames umarmen Esther, bevor sie durch die Kontrolle geht. Auf dem Weg zurück zum Taxistand fragt Benitez: „Wird sie dort klar kommen?“ Ames lacht auf: „Na klar, Cris. Ich hätte sie auch ohne die Sache nach Hawaii verfrachtet. Erinnerungen sind überall, aber dort fühlten sie sich immer wohl, Charles und sie. Sally ist ja auch dort. Wirst du als Tom Ardens Assistentin glücklich werden?“ Benitez lächelt und erwidert: „Sicher. Thomas ist weniger anspruchsvoll als Esther. Ich hoffe nur, die Untersuchung wird nicht so unangenehm, wenn er wieder da ist.“ Ames lacht und versichert, selbst wenn man Howard Industries umdrehe und schüttele, werde man nichts finden, so lange Benitez, Arden und sie selbst dicht hielten. Trocken fügt sie an: „Und sonst sind alle, die uns verraten könnten, auf Hawaii.“