„Bin schon dran!“ Corey Callaghan lehnt sich zurück: „Siebenhundert Meter. Zwei Mann mit großen Säcken an Deck. Dem Geräusch nach lassen sie auch irgendwas ab.“ Chartrand bestätigt: „Siebenhundert. Zwei mit Säcken. Verklappung. Sollen wir, Esther?“ Die Angesprochene trägt den schwarzglänzenden Anzug. „Bereit.“ Chartrand gibt ruhig, aber in schneller Folge Befehle – das Klein-U-Boot „Aphrodite“ steigt einige Meter, dann wird die Luke zum Turm geöffnet. Esther steigt hinauf, nachdem sie eine Maske übergezogen hat. Bis auf sechzig Meter haben sie sich dem riesigen Tanker genähert, als Esther auf dem Turm erscheint und zwei Hebel greift. Ihre Stimme ist hörbar aufgebracht, als sie in ihr Mikrofon unter der Maske zischt: „Öl und Dreck verklappen die, und ihren Müll kippen sie über Bord! Feuer frei, Sylvain?“ Die Frage klingt eher wie eine Forderung, der Kapitän gibt zurück: „D’accord!“ Ein langes Rohr, ebenfalls mit dem schwarzglänzenden Kunststoff beschichtet, hat sie bereits auf die beiden Seemänner ausgerichtet, die ihre Säcke ins Meer entleeren. Es klickt, als Esther einen kleinen Hebel am Griff des Geschützes drückt.
Auf dem Tanker „Arctic Star“ hat niemand das kleine Boot bemerkt, das sich an Steuerbord von achtern her genähert hat. Die beiden Seemänner mit den Müllsäcken voller Chipstüten, Plastikbierflaschen und sonstigem Müll scherzen an der Reling, während sie die Säcke hochwuchten und nur noch am unteren Falz festhalten. Sie schütteln, erste Müllteile fallen heraus, trudeln die Bordwand hinunter in Richtung Wasseroberfläche. Keiner der beiden merkt, dass etwas nicht stimmt, bis es zu spät ist.
In hohem Bogen baut sich der Strahl auf, platscht anfangs einen halben Meter neben den Matrosen auf das Deck, bevor er sie trifft. Grünbraun ist die brockige Flüssigkeit, die zuerst eine Lache auf dem Tanker bildet und dann die beiden Männer durchnässt. „Was…?!?“, bricht es aus dem einen hervor, dann trifft ihn der Fäkalienstrahl gegen die Brust und wirft ihn zurück. Der Gestank erreicht sein Bewusstsein erst, als er schon unter dem Strahl rücklings auf dem Deck liegt, inmitten des zurück auf das Deck gespülten Mülls, den er eben ins Meer kippen wollte. „Lanze raus, pumpen!“, befiehlt Chartrand. Doch nicht Seewasser will er ansaugen, sondern den Strom des öligen Abwassers, den das Schiff hinter sich herzieht. Drei Minuten hält Esther den Beschuss aufrecht, dann lässt sie den Abzug der Pumpe los, rutscht mit Griff an das Gestänge der Leiter ins Boot zurück. Es bildet sich nicht einmal ein Strudel, als das U-Boot rasch abtaucht, kaum dass die Luke verschlossen ist.
„Dann spritzte Gülle aus dem Meer!“, titelt eine Klatschzeitung in der San Francisco Bay Area. Das Bild darunter zeigt einen widerlich aussehenden Strahl von Exkrementen, einen halben Meter durchmessend, der einen Seemann trifft. Dass sie ein Bild stellen mussten, scheint die Reporter nicht gestört zu haben. Gegen diesen Vorfall verblasst sogar das neueste Strand-Bild aus dem Teleobjektiv, das Will Sanders über Esthers nur von einem Bikini bekleidete Brust gebeugt auf dem Gelände eines Clubs in Honolulu zeigt.