In hohem Bogen fliegen Plastikteile durch die Luft, große Plastikteile, manche auch metallverstärkt. Wie langsame Granatsplitter schlagen sie auf den Containern ein, klappern auf die vierzig Fuß langen Quader. Splitter spröden Kunststoffs bilden einen Regen von Querschlägern, die sich über die Ladung des riesigen Schiffes verteilen. Corey Callaghan steht in einen enganliegenden Anzug aus ölig glänzendem Kunststoff gehüllt am Förderband, das auf dem Deck der „Aphrodite“ installiert und vertäut ist. Er ist zu beschäftigt, um den in einer ähnlichen Montur steckenden Körper Esther Goldstein-Howards zu begaffen, die gerade die Leistung des Gebläses erhöht, das den geförderten Müll durch die Luft wirbelt. Corey schaufelt aus Behältern weiteren Kunststoff auf das Band, das Gebläse schießt die Teile über das Frachtschiff, wie ein Düsentriebwerk sieht die Einrichtung aus. Das U-Boot liegt von der hohen Bordwand gedeckt direkt neben dem flugzeugträgergroßen Frachter. Erste Kunststoffteile zerplatzen an der Wand der Brücke des riesigen Containerschiffs, dann durchschlagen metallbewehrte Teile nach einer Flugbahn in hohem Bogen die Fenster des Kommandostands. Das Kreischen einer Frau am Heck ist bis zu dem fünfzig Meter entfernten U-Boot zu hören, dann stürmt sie im Bikini über das Deck. Sie hat keinen Blick für die Vorgänge auf See, kein Interesse an der Quelle des Regens von dreckigem, vermischtem Kunststoffabfall, sondern befasst sich vor allem mit dem Protest an den Kapitän des Frachters. „Runter!“, schnappt Esther in das Mikrofon, das in die Maske ihres Anzugs integriert ist. Callaghan will die Luke auf dem Deck des Bootes öffnen, doch Esther hält an ihrer Luke inne und eilt über das Deck. „Corey! Mach den verdammten Behälter zu, sonst kippen wir den Müll direkt in den Ozean!“ Gemeinsam schließen Callaghan und Esther die Klappe der Klein-Container, die vor dem Turm des Bootes vertäut sind. Dann lassen sie sich durch die Luke nach unten gleiten, während schon Wasser über das Deck schwappt. Als Esther die Maske in der Zentrale der „Aphrodite“ herunterreißt, befiehlt der Ex-Navy-Soldat Wells gerade, die Bilgenpumpen anzuwerfen. „Sind wir entdeckt worden?“, fragt die Millardärswitwe. Wells antwortet nicht, aber ein junger Mann am Ortungsterminal schüttelt den Kopf: „Ich glaub‘ nicht. Warum dauerte das so lange, vom Abbruchbefehl an?“ Callaghans Miene versteinert, als er ebenfalls in die Zentrale kommt. Esther erklärt, dass die Behälter mit dem aus einem geborgenen Container mit Müll darin noch wieder verschlossen werden mussten, bevor „Aphrodite“ tauchen konnte. Daher sei auch etwas Wasser durch die Luke geschwappt, weil das Boot schon tauchte. Für einen Moment scheint es, als wolle Callaghan Esther angreifen, dann will er etwas sagen, lässt es aber doch. Als er erkennt, dass Esther ihn gar nicht beschuldigt hat, nickt er: „Ging scheißschwer, die Dinger zuzumachen. Esther musste mir helfen.“ Wells lässt nicht erkennen, ob er die Lüge des promovierten Chemikers Callaghan durchschaut. Als drei Stunden später Chartrand das Kommando übernimmt, nachdem er den Einsatz verschlafen hat, beobachtet Callaghan merklich misstrauisch, dass Esther sich leise mit dem ehemaligen Fremdenlegionär unterhält. Doch statt ihn bei Chartrand anzuschwärzen, fragt Esther den Kommandanten, wie sie den Container voller Kunststoffmüll loswerden sollten, den sie vor Malaysia geborgen haben. Sally Marshs Vorschlag, den Container in die Strömung zu entlassen, so dass er recht sicher auf Guam angespült werde, gefällt Chartrand merklich besser als Esther. Als die Diskussion eine halbe Stunde später zwischen allen Mitgliedern der Besatzung weiter geführt wird, plädiert Chartrand für diesen Vorschlag. Es sei schließlich Abfall eines Rüstungskonzerns. Esther schluckt ihre Bedenken, ob der Container auch wirklich sicher angespült werde, da Chartrand betont, dass man sehr dringend das sperrige Teil loswerden müsse. Das Förderband und das Gebläse-Katapult für Müll könne man unter Deck unterbringen, aber der Container und die daraus entnommenen Behälter seien nicht nur für die Manövrierfähigkeit von „Aphrodite“ Gift, sondern machten sie auch über SONAR leichter zu orten.
„Explosion auf hoher See! Kunststoffabfallcontainer voller Sprengstoff?“, titelt ein Nachrichtenportal. Über den Bericht von dem explodierten Container voller Kunststoffabfall in der Philippinensee geht sogar ein Schnappschuss von Esther Goldstein-Howard unter, der sie mit verschmiertem Make-up unter der Sonnenbrille beim Verlassen einer Tiefgarage in einem Mercedes SLK zeigt.
Tom Arden nippt an seinem Bier, Cris Benitez hat einen Gin Tonic vor sich stehen. Liz Ames hält es mit Whisky und Kaffee, sie schiebt ihr Tablet zu den beiden Angestellten von Howard Industries hinüber. „Himmel, was ist da nun wieder passiert?“ Benitez hebt die Brauen, sagt aber nichts dazu. Arden runzelt die Stirn, dann legt er los: „Quatsch. Das kann keine Sprengung gewesen sein. Das hätte die anderen Container zerfetzt, diese Aufnahme zeigt aber, dass alles in Ordnung ist. Die Ladung ist auch komplett…“ Ames lächelt. „Du bist der Experte, Tom. Ich habe keine Ahnung von dem ganzen Physik- und Chemie-Quatsch.“ Die Barfrau schaut interessiert auf das Gerät, dann fragt sie: „Ich habe gelesen, dass ein Container auf Guam angespült wurde. Ein intakter Container.“ Benitez wirft ein: „Aber wie sollten denn völlig intakte Container einen Regen von Kunststoffteilen, wie diese Frau ihn beschreibt, auf einem Schiff erzeugen? Das ist doch Unsinn – wenn ein Container über Bord fällt, fällt er über Bord und gut. Oder etwa nicht, Tom?“ Arden zuckt die Schultern: „Das ist sehr seltsam. Aber vielleicht hat diese Frau ja auch nur zu viel getrunken und die Seeleute auf dem Frachter haben ihr einen Streich gespielt. Ich wusste gar nicht, dass für den Kapitän und seine Frau Containerschiffe so komfortabel sind – ein 20-Yard-Pool, Mann! Ich hab‘ nur einen 15-Yard-Pool im Garten!“ Befriedigt registriert Liz, dass die Barfrau sich mit dem nächsten Kunden über den Vorfall und Toms Einschätzung unterhält, während sie ihm einen Tequila Sunrise mixt. Die Anwältin übernimmt die Rechnung, auch wenn Tom Arden protestiert. „Du hast keine Ahnung, wie teuer mein Whisky war, Tom. Das passt schon.“ – „Dafür, wie er roch, kann er eigentlich nicht so viel gekostet haben“, echauffiert sich Cristina Benitez, aber Liz lacht nur. Arden lässt es sich allerdings nicht nehmen, das Taxi zurück nach Oakland zu bezahlen. Nicht nur Benitez, die wieder einmal das Spiel der Abendsonne um den Tunneleingang auf Yerba-Buena-Island bewundert, sondern auch Tom Arden und Liz Ames sind still und in sich gekehrt, während sie die Bay Bridge überqueren.