Folge 1.23: Erzählungen und Essen

Die Sushi-Bar in Old Oakland ist recht voll, als Cris Benitez dort eintrifft. Suchend sieht sie sich um, doch Liz Ames hat sie zuerst erspäht und winkt sie zu ihrem Tisch. Cris macht große Augen: „Äh, ich sitz‘ lieber an einem richtigen Tisch. Erst recht, wenn ich nur in der Mittagspause…“ Doch Liz wischt die Bedenken weg. Unter dem niedrigen, japanischen Tisch ist eine Grube, so dass man westlich sitzen kann, und das Essen bezahle sie. Außerdem wisse sie eh, dass Tom Arden im Büro sei und eigentlich viel zu wenig zu tun habe, um eine Sekretärin zu brauchen. Seufzend gibt sich Cris geschlagen, setzt sich und lässt sich sogar zu einem Sake überreden. Dann bestellen die beiden Frauen jeweils einige Stück Sushi, und kurz bevor Cris die Spannung nicht mehr aushält, kommt Liz zur Sache: „Okay. Du fragst dich, warum ich dich hierherbestellt habe. Ich finde, du hast oft genug gefragt, warum Bob und ich einander so spinnefeind sind und uns gegenseitig in den Staub stoßen möchten.“ Die Endgültigkeit in der Stimme der Anwältin lässt Benitez aufhorchen. Sie zögert, doch Ames kommt ihr nicht zuvor, selbst als sie noch länger nicht weiß, was sie sagen soll. Sie hat sich gerade sortiert und will fragen, wie das gemeint sei, da kommt das Essen: zwei Sushi-Arrangements auf geglättetem Holz, Sojasauce, Ingwer und Wasabi. Neben Liz‘ Satz von gegrilltem Aal, Omelette, Thunfisch und Wolfsbarsch bekommt sie noch eine Miso-Suppe. Cris blinzelt heftig, da die Portion blanchierter Spinat mit Sesam-Paste weit größer ist als gedacht, dazu hat sie Lachs, Avocado und Garnele. Doch davon lässt sie sich nun nicht mehr ablenken: „Ich soll also nicht mehr fragen, Liz. Meinst du das?“ Doch diese schüttelt den Kopf: „Nein. Ich werde es dir heute erzählen. Es ist aber pikant. Der Wasabi passt ganz gut dazu.“ Cris lacht artig, doch ihre Freundin wird von einem weit heftigeren Lachen geschüttelt. Der Lachanfall lässt Liz zwei, drei grunzende Laute ausstoßen, bevor sie sich wieder unter Kontrolle hat. Über japanischem Essen erzählt Liz Ames eine Geschichte aus Studienzeiten, von einer heftigen, ausufernden Party bei ihrer Studentenverbindung. Im Detail erzählt sie über die Kleidung, die eine Freundin und sie getragen haben, über den Eindruck, den sie erweckten, und dass sie es genoß. Cris Benitez kommt kaum zum essen, stellenweise wird sie rot, dann reißt sie wieder ungläubig den Mund auf. Obwohl Ames es ist, die erzählt, hat sie ihr Brett schneller leer als ihre Zuhörerin. „Und dann kam Bob. Er meinte, zwischen zwei Mädchen sei Lack, Leder und Kette an Halsband doch nicht das Wahre. Es bräuchte einen Mann für eine erotische Spannung. Ich ließ ihn auflaufen. Seinen Kopf ließe ich vielleicht unter meinen Rock, aber bestenfalls, wenn er sich rasiere. Nicht aber seinen… du weißt schon. Ich hab’s auch nicht schön ausgedrückt, dafür sehr deutlich. Als er dann auf die Knie ging, hat Elaine ihm unters Kinn gefasst und ein Halsband herausgezogen. Ich hab‘ gesagt, dass er ja uns beide bedienen könne. So laut, dass seine ganze Verbindung es gehört haben muss. Er muss wohl irgendeine steile Ansage an einen seiner Verbindungsleute gemacht haben, der sein Rivale war, bevor er zu uns kam. Danach war er mein Feind, aber so schlagartig, das glaubst du nicht.“ Cris lächelt und zwinkert: „Verdient hatte er das ja schon. Wenn zwei Mädels so eine Nummer miteinander durchziehen, braucht er nicht zu erwarten, dass er als großer Macker einsteigen kann.“ Liz wird sehr leise, als sie anfügt, da sei noch mehr. Sie kippt den Rest ihres Sake hinunter, bevor sie fortfährt. Dann beschreibt sie, dass Landsman sie im Vorfeld dieser Szene immer wieder, wenn er sich unbeobachtet fühlte, anschaute. Immer, wenn sie seine Blicke erwidert habe, habe er verschämt weggesehen: „Er war wohl ein bisschen verschossen in mich. Nun ja. Das hat sich gründlich geändert.“ Als Benitez nach der Mittagspause an ihren Schreibtisch zurückkehrt, lächelt Tom Arden ihr zu: „Na, gute Pause gehabt? Wie war’s mit Liz?“ Arden grinst, kann aber seine Neugier kaum verbergen, als sie sich über die Gesprächsthemen ausschweigt und nur vom Essen erzählt. Dass sie dabei rot wird, hilft nicht, Toms Neugier zu dämpfen.

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