Folge 2.11: Turmwolken

In der Kanzlei „Ellison, Wilshire, White, Whitman, Sato, Sato and Ames“ sitzen alle sieben Senior-Partner um den Konferenztisch im großen Besprechungsraum. Sato Senior berichtet, dass man zwei junge Männer aufgegriffen habe, die wahrscheinlich für einige der phosphoreszierenden Schriften auf den Schiffen in der Bay von San Francisco verantwortlich gewesen seien. Liz hebt die Brauen: „Willst du dich zum Pflichtverteidiger bestellen lassen, Ryo?“ Der japanischstämmige, grauschläfige Anwalt lächelt. „Nein, eigentlich nicht. Ich wollte etwas vorschlagen – nämlich, dass Howard Industries die beiden Herren bei ihrer Verteidigung wegen Rufmordes unterstützt.“ Kanzleigründer Ellison, noch ein ganzes Stück älter als Ryo Sato, schnaubt: „Behalt‘ dein Showmaster- und Magiertalent für dich und die Gerichte. Komm zur Sache!“ Der Anwalt lacht und nickt: „Ist schon gut. Nun, ich habe mehrere gute Gründe, warum ausgerechnet wir uns ausgerechnet von Howard Industries beauftragen lassen sollten, die beiden jungen Männer zu verteidigen. Erstens wäre das ein richtig gutes Signal, dass Howard Industries es mit dem Umweltschutz ernst meint. Nicht zuletzt, weil Howard Industries eine Kehrtwende in Sachen Umweltschutz hingelegt hat, in den letzten Lebensjahren von Charles B. Howard, haben wir das Unternehmen gerne unterstützt – nicht nur Elizabeth, sondern wir alle. Es gibt allerdings noch einen weiteren sehr guten Grund. Christensen and Albright haben die Zivilklage gegen die beiden Herren durch drei betroffene Reedereien übernommen. Vermutlich werden sie Robert Landsman einsetzen.“ Ellison grinst plötzlich und erklärt, er sei begeistert, dass Ryo Sato endlich begriffen habe, dass man seine Position als Platzhirsch bei der Umweltschützercommunity zu verteidigen habe. Doch er kann nach einem Moment nicht mehr übersehen, dass alle fünf anderen männlichen Partner die einzige Frau in der Runde ansehen. Schließlich nickt er fest und sieht ebenfalls zu Liz: „Du willst diesen Kerl in den Staub werfen, und das ist eine weitere Gelegenheit dafür. Willst du den Fall denn zusammen mit Ryo bearbeiten und zwei Jungs mit Spraydosen mit Leuchtfarbe vor dem Knast und einer saftigen Schadensersatzforderung bewahren?“ Liz nimmt sich Zeit. Sie sieht Ellison in die Augen, dann lässt sie den Blick über die Gesichter der anderen schweifen. Schließlich landet sie wieder bei Ellison und antwortet fest: „Ja. Auch wenn die Methoden nicht akzeptiert werden, ist die Intention richtig. Ich werde versuchen, Howard Industries davon zu überzeugen, uns damit zu betrauen. Dorothy Howard ist nicht begeistert von mir, aber sie weiß auch, dass Howard Industries als Kunststoffhersteller und Petrochemie-Konzern ein Image-Problem hat, das sie in der Form nicht mehr verdienen. Und – aufrichtig gesprochen – für eine Gelegenheit, Bob eins reinzuwürgen, brauche ich keine moralischen oder finanziellen Anreize.“ Ellison nickt und beschließt die Sitzung. Als Ryo Sato und Liz ein paar Minuten später in Satos Büro sitzen, schenkt Sato ihr Kaffee ein und fragt dann höflich, aber bestimmt, was Liz denn so sehr motiviere, Landsman demütigen zu wollen. Sie seufzt, aber als er die Frage gerade zurückziehen will, stellt sie fest: „Wenn ich mit dir an diesem Fall arbeite, solltest du wissen, was mich gegen Bob antreibt. Es gab da so eine Geschichte im Studium. Eine Freundin und ich spielten mit – nun, exotischer Kleidung herum, bedienten ein wenig Fetisch und ein wenig den Reiz von Dominanz und Unterordnung. Bob bildete sich ein, in das Spiel hineinzukommen, statt nur zuzugucken. Wir ließen ihn böse abblitzen.“ Sato zeichnet – spekulativ, aber von Liz‘ Nicken begleitet – verletzte männliche Eitelkeit und ein Aufschaukeln des Konflikts nach. Dann fragt der ältere Anwalt: „Darf ich nach der konkreten Szene fragen – Kleidung, Verhalten und dergleichen?“ Liz bejaht und sagt es ihm. Sato hebt die Braue und erklärt, dass er sich nicht wundere, dass Landsman davon feuchte Träume bekommen habe. Doch dann wechselt er das Thema und beginnt, den Fall mit Liz zu besprechen. Als er die Anschuldigungen gegen die beiden jungen Männer auflistet, kommt Liz ein vager Verdacht…

„So“, erklärt Charles junior. Bob Landsman fragt nach: „So?“ Charles nickt entschlossen und beginnt zu erzählen, dass es ihn nun nicht mehr interessiere, ob Dorothy und Nick ein gewisses Projekt mittragen. Als Landsman die Andeutungen nicht versteht, wird er konkreter: „Onkel Nick und meine große Schwester möchten nicht gegen Arden und Esther Goldstein vorgehen. Sie möchte auch nicht Dr. Callaghan angreifen. Ich will das aber.“ Landsman wiegt den Kopf hin und her. „Simon sagt, die Aktenlage gebe es kaum her, so eine Klage zu führen. Die Berichte von Callaghan täuschten besseren Fortschritt vor und gegen ihn zu klagen ist fruchtlos.“ Charles schüttelt den Kopf. Er mokiert sich darüber, dass Anwälte keine Phantasie hätten. Dann zwinkert er: „Der Hauptrechner von Howard Industries speichert Zugänge mit Karte. Jedes Gebäude ist mit Kartenlesern zugangsgeschützt. Wenn wir an diese Daten herankommen…“ Landsman wirft ein, dass man legal an diese Daten herankommen müsse, um einen Fall zu haben. Datenschutz und Schutz der Arbeitnehmer zu umgehen, liefere einem keine Beweise vor Gericht. Charles schüttelt den Kopf und meint, das wisse er: „Aber allein die Möglichkeit, nachweisen zu können, dass sie eben doch dort waren und somit gesehen haben, dass Callaghan gelogen hat, würde doch einen Antrag auf Aushändigung der Daten, die für Ardens und Esthers Zugänge rechtfertigen, oder nicht?“ Landsman nickt einmal, dann noch einmal. Dann erwidert er, das müsse er sich durch den Kopf gehen lassen. Fadenscheinig sei die Geschichte schon, und wenn man hinreichend Zweifel an der Version säe, dass Esther Goldstein-Howard und Thomas Arden nur die Berichte vorlägen, habe man einen Fall, der nicht nur zugelassen werden könne, sondern vielleicht auch nicht ganz aussichtslos sei. Langsam finden sich die beiden Männer in die Idee hinein, und Charles junior erklärt, er werde bei Seniorpartner Albright diese Idee lancieren, damit Bob offene Türen einrenne. Was seine Schwester davon hielte, sei ihm egal. Landsman reibt sich die Hände, dann meint er jedoch etwas skeptisch: „Wenn nur nicht wieder Liz irgendeine Nummer mit bisher unbekannten Fakten abzieht. Ich will nicht wieder gegen die verlieren, ich will SIE verlieren sehen!“ Charles grinst und meint, das könne er sich denken.

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